Lesung & Filmvorführung Miquel Ramos - "Antifascistas" | Film: "La mort de Guillem" (OmeU) (Dt. „Der Mord an Guillem“)
Miquel Ramos - Antifascistas
- Wie die spanische extreme Rechte seit den 1990er-Jahren bekämpft wird
Buchvorstellung mit Publikumsgespräch (Hauptsprache: Englisch)
Unter Transición wird in Spanien die Übergangsphase vom Franquismus zu einer parlamentarischen Monarchie (die Zeit zwischen Francos Tod im November 1975 und der politischen Wende von 1982) bezeichnet. In dieser Zeit formierte sich auch die extreme Rechte neu: Die Transición war geprägt von der Gewalt der Bürgerwehren und dem Staatsterrorismus, und bald kamen die neonazistischen Skinhead-Banden, die Fußball-Ultras und nach und nach die neuen rechtsextremen Formationen und neofaschistischen sozialen Bewegungen.
Die Generation, die nach der Transición aufwuchs, reagierte in verschiedenen Bereichen und mit unterschiedlichen Taktiken auf eine neue extreme Rechte, die auf brutale Weise Gewalt gegen verschiedene Kollektive ausübte und nach und nach versuchte, in den Institutionen Fuß zu fassen.
Miquel Ramos gibt einen Überblick über die verschiedenen Kämpfe gegen die neue extreme Rechte in Spanien seit Mitte der 1980er Jahre bis heute, versehen mit O-Tönen ihrer Protagonist*innen und journalistischen und politischen Chroniken der einzelnen Momente: über die Organisation der verschiedenen Plattformen und Gruppen, die von der anfänglichen Selbstverteidigung zur Offensive gegen rechtsextreme Gruppen übergingen; welche Rolle Journalismus, Kultur, Musik, die Institutionen und andere soziale Bewegungen spielten; über die Vielfältigkeit des antifaschistischen Kampfes, seine Bündnisse, Debatten und einige Erfolge. Aber auch, wie ein Teil der antifaschistischen Bewegung allein kämpfte, die Risiken auf sich nahm, die Gewalt der Neonazis, die Verfolgung durch Polizei und Justiz sowie die Kriminalisierung der Medien ertragen musste.
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Miquel Ramos, geboren 1979 in València, ist Journalist und Wissenschaftler, der sich auf rechtsextreme und soziale Bewegungen spezialisiert hat. Er hat für verschiedene Medien gearbeitet und ist Mitautor des Projekts crimenesdeodio.info. Er war von 1996 bis zu deren Auflösung Mitglied der Folk-Ska-Punk Band „Obrint Pas“ und spielte dort u.a. Keyboard. Die Band war v.a. in den 2000er und frühen ´10er Jahren identitätsstiftend für die katalanischsprachige Linke, ihr folgte eine ganze Generation junger von ihr inspirierter Bands & Künstler*innen. Ramos hat für verschiedene Publikationen geforscht, geschrieben und veröffentlicht, u.a. die katalanische Kulturzeitung „L’Avanc“. 2021 war er Koordinator und Herausgeber des Buches „De los neocón a los neonazis: la derecha radical en el estado español“ (Dt. „Von den Neokonservation zu den Neonazis: die radikale Rechte im spanischen Staat“), 2023 folgte „Antifascistas“, welches im Januar 2025 auf Deutsch übersetzt erschien.
La mort de Guillem (OmeU) (Dt. „Der Mord an Guillem“)
Guillem Agulló, ein 18-jähriger Antifaschist der katalanischen Pro-Unabhängigkeits-Linken, wird am 11. April 1993 in Valencia von Neonazis ermordet. Seine Familie kämpft jahrelang gegen die Manipulation seiner Todesumstände und für ein würdiges Andenken, das zum Symbol einer ganzen Generation wird.
Seine Eltern Guillem und Carmen, die am Boden zerstört sind, kämpfen dafür, dass der Tod ihres Sohnes nicht falsch dargestellt wird, dass er nicht als bloßer Streit zwischen Banden betrachtet und zu einer Ikone faschistisch motivierter Gewalt gemacht wird. Der Weg, der voller Hindernisse, Drohungen und brutaler Medienkriegsführung ist, bringt die Familie an den Rand des Auseinanderbrechens.
Anhand wahrer Begebenheiten in den neunziger Jahren rollt Carlos Marques-Marcet den Fall Guillem Agulló im Stil eines in seiner Nüchternheit eindringlichen Politthrillers auf und macht dabei deutlich, welche tiefen Gräben die Gewaltherrschaft Francisco Francos aufgerissen hat und insbesondere in der zutiefst gespaltenen Gesellschaft im sprachlich bereits die Unterschiede aufzeigenden „País Valencia“ (Cat.)/ „Land Valencia“ bzw. der „Communidad Valencia“ (Esp.) / „Valencianische Gemeinschaft“ auch heute zu Tage treten.
Regie: Carlos Marques-Marcet
Spanien 2020
95 Minuten
Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Wagner e.V., IBEROAMERICA e.V., der PfD Jena sowie der Buchhandlung Jena-Süd – Beflügelnde Worte
Die Veranstaltung wird gefördert durch die Lokale Partnerschaft für Demokratie Jena (PfD Jena) in Trägerschaft der Stadt Jena, gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen von “Demokratie leben!” und dem Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit „DenkBunt“ des Thüringer Ministerium für Soziales, Gesundheit, Arbeit und Familie.